Donnerstag, 2. Mai 2024

«Es ist, als würde ein Lämpchen aufleuchten»

Walter Rohrbach, 64 Jahre als, wohnt in Huttwil
Walter Rohrbach, Gemeindepräsident von Huttwil, ist ein beherzter Mann, liebt Märkte und Naturparks. Der Gründer des Tourismusvereins «Pro Regio» bedauert, dass es mit dem Naturpark Napf nicht klappte.

Was sind Sie für ein Mensch, Walter Rohrbach?
Ich bin ein Machertyp, ein Leitertyp, der gerne etwas gestaltet. Obwohl mich Politik immer interessiert hat, sehe ich mich hier als Spätzünder. Handwerklich bin ich eine Niete, aber wenn ich Ideen aushecke, komme ich in Fahrt. Mein Sternzeichen ist der Widder – er ist ehrgeizig und will mit dem Kopf durch die Wand. Ich bin immer offen für Neues, übernehme gern die Führung und will Dinge vorwärtsbringen.

Wo finden Sie Ihre Ideen?
Das kann ich nicht genau sagen. Es ist, als würde ein Lämpchen au euchten. Plötzlich sehe ich die Lösung vor mir. Ich bringe gern neue Ideen ein, im Wissen, dass sie nicht allen (sofort) passt.

Welche Projekte haben Sie kürzlich umgesetzt?
Den Osterweg durchs Städtli. Im christlichen Kulturkreis ist Ostern das wichtigste Fest. Die Kirchenvertreter hatten sofort positiv auf die Idee reagiert. Der Weg mit interaktiven Posten löste Fragen aus, zum Beispiel: «Wo habe ich Angst?», «Wie gehe ich mit dem Tod um?», «Welche physischen oder psychischen Lasten trage ich?»

Das Kreuz erinnert an Jesus, der sein eigenes tragen musste. Wir haben bei allen Stationen einen Teil des Kreuzwegs eingebaut, ihn sehr interaktiv gestaltet. So lud das Osterfeuer in der Osternacht die Teilnehmenden ein, ihre Sorgen und Ängste loszulassen. Ich freue mich sehr über das, was entstanden ist.

«Ich bin immer offen für Neues, übernehme gern die Führung und will Dinge vorwärtsbringen.»

Ein anderes Projekt kam nicht zum Fliegen, der Naturpark Napf…
Dieser Idee hätte ich sofort zugestimmt. Ich bedaure sehr, dass sie nicht umgesetzt wurde. Welche Chancen und Möglichkeiten entstehen, wenn öffentliche Gelder in eine Region fliessen, sieht man bei der Bio-sphäre Entlebuch. In Huttwil tun wir uns schwer, etwas anzupacken und sollten uns mehr austauschen. So auch bei der Idee des Mammutparks. Entwicklung wäre möglich gewesen, es fehlte der Biss. Als Naturpark hätten wir staatliche Beiträge erhalten, etwas gestalten können. Ich komme ursprünglich von Riggisberg und denke an den Naturpark Gantrisch – da fliesst viel Geld.

Apropos Geld – der Tourismusverein «Pro Regio» kämpfte auch mit finanziellen Schwierigkeiten…
Die Absage des Freilichttheaters über den Bauernkrieg hat uns im Zuge der Coronamassnahmen 2020 schwer getroffen. Hätten wir in den letzten zwei Jahren nicht wieder Anlässe durchführen können, gäbe es den Verein «Pro Regio» wohl nicht mehr. Heute sind wir stabil unterwegs, auch wenn immer neue Herausforderungen auftauchen. Ich denke beispielsweise aktuell an den Service «AhornBus mit Trottinett», für den wir personell eine Nachfolgelösung suchen.

«Hätten wir in den letzten zwei Jahren nicht wieder Anlässe durchführen können, gäbe es den Verein 'Pro Region' wohl nicht mehr.»

Wie gehen Sie mit solchen Hürden um?
Ich versuche, lösungsorientiert zu bleiben. Manchmal fehlt mir die Geduld. Doch wenn ich überzeugt bin, dass es einen Weg gibt, kämpfe ich und bleibe zugleich offen für neue Lösungen. Wenn die Sache nicht glückt, ist das auch eine Antwort.

Sie stehen kurz vor der Pensionierung, werden nächstes Jahr 65 Jahre alt. Beschäftigt Sie das?
Ja, ich mache mir Gedanken darüber. Jetzt stehe ich mitten im Leben, bin Entscheidungsträger, bringe immer wieder neue Ideen ein. Es kommt der Tag, an dem ich das Rampenlicht hinter mir lassen und viele Kontakte wegbrechen werden, die mit meiner Funktion zusammenhängen. Das beschäftigt mich. 2024 werde ich die Geschäftsführung von «Pro Regio» und das Gemeindepräsidium abgeben, das ich sieben Jahre innehatte.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich möchte ein paar Gänge runterschalten, meine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. Doch ich bin bereit, mein Wissen und einen Teil meiner Manpower weiter zu investieren. Allerdings werde ich mein Leben frei gestalten und meine Termine selbst bestimmen. 2015 habe ich auf Gran Canaria ein Häuschen
gekauft. Auch wenn ich kein Südländer bin, brauche ich Sonne und Wärme. Im Winter werde ich einige Monate im Süden verbringen, darauf freue ich mich.

Hubert Schacher, Fancesco Marra, Walter Rohrbach und Fred Palm

Wie definieren Sie ein erfolgreiches Leben?
Wenn ich in schwierigen Zeiten Weitsicht und Mut bewiesen habe. Wenn es mir gelungen ist, die Menschen mit meiner Lebensfreude anzustecken. Wenn ich im Spannungsfeld zwischen Menschlichkeit und Kommerz gesund geblieben bin und die Welt dadurch etwas bunter geworden ist … dann kann ich dankbar auf mein Leben zurückblicken. Mein Wunsch und Bemühen, Schönheit zu vermitteln, zeigt sich auch darin, dass wir in sämtlichen Markt-OK's auch ein Ressort Dekoration haben.

Was bedeutet Ihnen persönlich der christliche Glaube?
Ich bin im reformierten Glauben aufgewachsen, frage aber auch mal bei einem katholischen Priester nach den Bräuchen; zum Beispiel, was die  Prozession am Karfreitag bedeutet. Ich tanke auf in der Natur, der Volksmusik und im Glauben. Ich behaupte nicht, praktizierender Christ zu sein. Doch ich gehe immer wieder in die Kirche, weil ich spüre, dass ich das brauche. Die christlichen Werte haben mich geprägt, und mein Leben bereichert. Die Bibel ist ein Handbuch fürs Leben, sie gibt mir eine Wertebasis, die trägt. Und sie definiert meinen ethischen Auftrag in dieser Welt.

«Die Bibel ist ein Handbuch fürs Leben, sie gibt mir eine Wertebasis, die trägt.»

Plötzlich stand ein riesiges Holzkreuz im Ortszentrum

Im Vorfeld des Osterwochenendes konnten Menschen von jung bis alt an acht Stationen den Kreuzweg mit allen Sinnen erleben. Rund 1'000 Personen waren auf dem Osterweg unterwegs. Bereits steht fest, dass der Osterweg auch 2024 durchgeführt wird.

Mehr zum Osterweg auf der Webseite und hier im News-Artikel von Livenet.

Autor: Florian Wüthrich / Mirjam Fisch
Quelle: HOPE-Regiozeitungen